AT-BWA (A), I-072 Lingenau, Gemeindeverwaltung
Unterlagen der Gemeindeverwaltung Lingenau. Die Sperrfristen wurden von Bgm.in Carmen Steurer festgelegt.
Mit einigen wenigen Ausnahmen befinden sich die Unterlagen im Bregenzerwald Archiv und können dort eingesehen werden.
Die Unterlagen der Gemeindeverwaltung wurden in fünf Teilbestände gegliedert:
- Akten bis 1938 (entsprechend dem Aktenplan des BWA sortiert) (AT-BWA (A), I-072/01 )Rep._I-072.01_Lingenau_Gemeindeverwaltung_Akten_bis_1938_.xlsx herunterladen (0.02 MB)
- Akten zwischen 1939 und 1945 (zum Teil nach deutschem Einheitsaktenplan sortiert) (AT-BWA (A), I-072/02 )Rep._I-072.02_Lingenau_Gemeindeverwaltung_Akten_1938_bis_1954_.xlsx herunterladen (0.02 MB)
- Akten aus der Zeit nach 1945 bis heute (sortiert nach dem Grazer Aktenplan von 1986) (AT-BWA (A), I-072/03) Rep._I-072.03_Lingenau_Gemeindeverwaltung_Akten_ab_1954_[1].xlsx herunterladen (0.13 MB)
- Handschriften der Gemeindeverwaltung Lingenau (AT-BWA (A), I-072/HS Rep._I-072_Lingenau_Handschriften_Letztversion[1].xlsx herunterladen (0.02 MB)
- Gemeindeprotokolle der Gemeinde Lingenau (digital im BWA vorhanden): die Gemeindevertretungsprotokolle sind öffentlich zugänglich, Ausschuss- und Vorstandsprotokolle sind gesperrt.
Geschichte der Gemeinde Lingenau:
Der Name „Lindingenowe“ leitet sich von der von Linden bestockten Au ab. Es ist davon auszugehen, dass die erste Kirche im 12. Jahrhundert errichtet wurde. In einer päpstlichen Bulle des Jahres 1222 wird jedenfalls erstmals eine „ecclesia“ in Lingenau als Eigenkirche des Klosters Mehrerau genannt. Sie war neben Andelsbuch die älteste Kirche im Gebiet des heutigen Bregenzerwaldes und hatte zumindest im Jahr 1222 wohl schon einen eigenen Lütpriester. Zehent und Pfründeeinkünfte standen aber dem Kloster Mehrerau zu, wobei sich der Mehrerauer Abt den Titel des Pfarrers selbst vorbehielt und der vor Ort anwesenden Priester als Mehrerauer Vikar nach Lingenau entsandt wurde. Lingenau war im Hochmittelalter Mutterpfarre der umliegenden Orte, von der sich die Nachbargemeinden nach und nach abtrennten. In der Spätgotik wurde die Pfarrkirche erweitert und 1486 zu Ehren der Patrone Johannes der Täufer und Johannes Evangelista geweiht. Spätestens im 14. Jahrhundert wurde eine Propstei des Benediktinerklosters Mehrerau in Lingenau eingerichtet.
Ab dem Übergang des vorderen Bregenzerwaldes an die Habsburger im Jahr 1451 bildete Lingenau mit Alberschwende ein Doppelgericht, wobei letzteres um 1600 wieder getrennt wurde. Erster Ammann des Gerichts Lingenau war ab 1451 Johannes Lütpurger. Lingenau gehörte damit nicht zum Gericht Bregenzerwald. 1806 erfolgte in der Bayernzeit die Auflösung des Gerichts. Unter Maria Theresia kam es im gesamten vorderen Bregenzerwald, darunter auch in Lingenau, zur Güterarrondierung. Das bedeutet zur Zusammenfassung der einzelnen, durch Erbteilung verstreut und in unterschiedlichem Besitz befindlichen Grundstücke zu zusammenhängenden Hofgütern.
Bis ins 17. Jahrhundert waren in Lingenau der Flachsanbau und der Ackerbau prägend, mit der Einführung der Fettsennerei wurden die Milchwirtschaft und damit die Käseerzeugung dominierend. Für den Käseexport war der Ausbau der Straßen unabdingbar. 1792 wurde die Achbrücke Lingenau-Müselbach, 1833 die Gschwendtobelbrücke Lingenau-Großdorf eröffnet. Erst 1907 kam es jedoch zur Gründung einer Sennereigenossenschaft.
Heute ist Lingenau Ärztezentrum des vorderen Bregenzerwaldes, hat ein 1977 eröffnetes Hallenbad und ist seit 2003 Heimat des Käsekellers, eines Lagers für die Käsereifung der an ihm beteiligten käseproduzierenden Betriebe.
Bestandsgeschichte:
Wie in den ländlichen Kommunen bis zum 2. Weltkrieg üblich, führten die Lingenauer Gemeindevorsteher die Amtsgeschäfte von ihrem Privathaus und verwahrten dort auch die Amtsunterlagen. Nicht immer wurden letztere an den Nachfolger weitergegeben, wodurch es in der Überlieferung oftmals große Lücken gibt. Dies trifft auch auf Lingenau zu. Obwohl seit der Bayernzeit eine selbstständige politische Gemeinde bestand, haben sich in Lingenau lediglich 32 Handschriften des 19. und frühen 20. Jahrhunderts - wie Steuerbücher, Einlaufbücher, Brandassekuranzkatasterbuch und Meldebücher - erhalten. Die Akten des gleichen Zeitraums umfassen drei Archivschachteln (19. Jahrhundert bis 1940). Erst ab 1912 sind die Gemeindeausschussprotokolle (allerdings durchgehend) erhalten.
Liste der Vorsteher beziehungsweise Bürgermeister seit 1808:
- Johann Georg Willi (1808-1809)
- Johann Jacob Hagspiel (1809-1812)
- Joseph Nussbaumer (1812-1814)
- Peter Sutterlüte (1814-1829)
- Joseph Nussbaumer (1829-1830)
- Johann Peter Dorn (1830-1832)
- Johannes Mennel (1832-1841)
- Johann Peter Schelling
- Josef Fröwis
- Johann Peter Schedler
- Peter Schedler
- Josef Nußbaumer (1886-1897)
- Anton Hagspiel (1897-1900)
- Ignaz Fink (1901-1907)
- Gabriel Lässer (1908-1924)
- Otto Gmeiner (1924-1938)
- Alois Strolz (1938-1945)
- Alois Eberle (1945-1946)
- Alois Schedler (1946-1960)
- Alfons Fehr (1960-1977)
- Georg Bereuter (1977-1995)
- Peter Bilgeri (1995)
- Peter Bereuter (1995-2010)
- Annette Sohler (2010-2020)
- Carmen Steurer (2020 bis heute)
1940 wurde allen Vorarlberger Gemeinden die Aktenablage nach dem deutschen Einheitsaktenplan vorgeschrieben. Das bedeutete nun erstmals, dass jedes Schriftstück einem Sachgebiet und damit einer klar definierten Aktennummer zugeordnet werden musste. Bis dahin war es, so auch in Lingenau, üblich, die einzelnen Schriftstücke mit einer fortlaufenden Nummer zu versehen und in einem Einlauf- und Ausgangsprotokoll zu vermerken. Parallel dazu wurde unter Bürgermeister Alois Strolz (1938-1945) erstmals eine Kanzleikraft (Sekretärin) angestellt, wenngleich die Amtsgeschäfte noch immer in dessen Privathaus erledigt wurden. Um die neuen Vorgaben umsetzen zu können, kaufte die Gemeinde Lingenau Registraturmappen des Boorbergverlags mit aufgedruckten Aktenzahlen, in welche die betreffenden Schreiben abgeheftet werden konnten. Der Satz war sicherlich vollständig und deckte dadurch alle Aktengruppen ab. Ein Großteil dieser Mappen ist allerdings nicht mehr vorhanden oder wurde nach dem Krieg geleert und mit neuen Inhalten gefüllt. Insgesamt umfassen die kommunalen Unterlagen der Jahre 1938-1945 sechs Archivschachteln.
Im Jahr 1952 wurde von Gemeinde und Raiffeisenbank Lingenau gemeinsam ein insgesamt knapp 1300 m2 großes Grundstück erworben, auf dem ein Amtsgebäude errichtet wurde. Am 24. Mai 1953 erfolgte der Spatenstich, am 16. Mai 1954 die Einweihung. Das Gemeindeamt ist bis heute in diesem Gebäude untergebracht. Seit Anfang der 1950er Jahre sind die Unterlagen der Gemeinde lückenlos vorhanden. Die Bauakten beginnen erst in der Nachkriegszeit.
Die Anzahl der Mitarbeiter in der Gemeindeverwaltung hat sich kontinuierlich gesteigert. Im Jahr 2018 waren neben Carmen Steurer (Gemeindesekretärin 100%), Gerhard Zimbran (Liegenschaften, Vertretung Buchhaltung 100%), Sonja Nussbaumer (Bau, Teilzeit) und Andreas Faisst (Buchhaltung 100%) fix beschäftigt.
Im Februar 2017 wurde von Katrin Netter und der ehemaligen Gemeindemitarbeiterin Maria Hagspiel an zwei Tagen pro Woche mit der Aufarbeitung der Gemeindeakten begonnen. Insgesamt betrug der Stundenaufwand rund 1000 Stunden.
Die Unterlagen der Gemeindeverwaltung waren einerseits in einem Archivraum im Dachgeschoss des Gemeindeamtes untergebracht. Dort wurde alles deponiert, was nicht unmittelbar in der Verwaltung benötigt und daher nicht direkt in den Büros der Sachbearbeiter verwahrt wird. Die Unterlagen waren in Ordnerdicke gebündelt und in Schubern nach Aktenzahl geordnet aufgestellt. Allerdings entsprach die Aktenzahl nicht durchgehend einem Aktenplan, zum Teil stammte die Nummerierung vom Fellerer-Aktenplan des Jahres 1954, zum Teil noch vom deutschen Einheitsaktenplan, mehrheitlich aber vom Grazer Aktenplan des Jahres 1986.
Die Ablage erfolgte insbesondere in der Zeit zwischen 1945 und 1954 nicht nach einem einheitlichen Aktenplan. Zum Teil wurden noch die alten Umschlagmappen der Boorbergregistratur (bis Anfang der 1960er Jahre) weiterverwendet, zum Teil wurden die Sachakten nur jahrgangsweise nach Absender gebündelt. In Absprache mit Carmen Steurer vom 24.01.2017 wurden alle Akten ab 1945 dem Aktenplan von 1986 zugeordnet.
Lit: Heimat Lingenau, Band II, Hrsg. Gemeinde Lingenau (Hard 2009), S. 47-51 und S. 81.