Archivalien des Monats

Stellkuh für die Schweiz

Im August 2022 hat das Bregenzerwald Archiv aus dem Nachlass von Maria und Erwin Vögel in Mellau ein umfangreiches Konvolut an Akten, insbesondere der Gemeindeverwaltung Mellau, von deren Kindern geschenkt bekommen. Darunter befindet sich auch ein Schriftstück, das eine über Jahrhunderte bis in die Zwischenkriegszeit gebräuchliche Gewohnheit im Bereich der Viehwirtschaft des Bregenzerwaldes aufzeigt. 

Im Sommer war der Viehbestand der Bregenzerwälder Bauern größer, da sie das Vieh aufs Vorsäss und die Alpen schicken konnten. Im Winter war allerdings für diesen großen Viehbestand nicht genügend Nahrung vorhanden. Aus diesem Grund „verstellten“ die Bauern einen Teil ihres Viehs im Winter bei Rheintaler und Schweizer Bauern oder Familien. 

Über Viehmärkte kamen sie mit den Unterstellern in Kontakt. Spätestens seit der Nachkriegszeit war diese Praxis nicht mehr üblich: durch den zunehmenden Ausbau der Straßen konnte das benötigte Futter auch für den Winter ins Tal geschafft werden. 

GesundheitsscheinGesundheitsschein für Stellkuh

„Gesundheitsschein: daß die von Joseph Thomas Greußing in Mellau zur Winterfütterung in die Schweiz übergebene 5 Jahre alte Kuh gelb von Farb, in hiesiger vollkommen gesunden, und von aller Viehseuche unverdächtigen Gemeinde gesömmert worden seye. Daher dieses Stück Vieh unbedenklich für gesund gehalten und ungehindert durchgeführt werden möge. Beurkundet hiemit Mellau, den 7ten Oktober 1844 Joh. Jakob Greußing Vorsteher“

Gesundheitsschein, ausgestellt vom Mellauer Gemeindevorsteher Johann Jakob Greußing für Joseph Thomas Greußing am 7. Oktober 1844. Quelle: BWA, I-029 Mellau, Varia Sch. 3 Fasz. 070